Zu Hause auf Aserbaidschanisch

Die Auswirkungen des Covid-19 Virus sind auch bei uns angekommen. Am Abend werden jeweils die neuen Massnahmen publiziert, die am darauffolgenden Tag in Kraft treten werden. So ist das öffentliche Leben der 10 Millionen Einwohner Aserbaidschans während dem letzten Monat allmählich zum Stillstand gekommen. Seit einer Woche gilt bei uns, dass wir unsere Wohnung nur noch zum Einkaufen und für Arzttermine verlassen dürfen. Dies allerdings erst nachdem wir die Bewilligung per SMS eingeholt haben. So bleiben auch wir daheim. Die Frage stellt sich, was macht man denn im Süden von Aserbaidschan zu Hause so?

Dank unserem Innenhof, welcher mehrere Wohnungen miteinander verbindet, entstehen ab und zu reelle Begegnungen mit unseren Nachbarn und wir erfahren, was denn bei ihnen so läuft.

Die Unterrichtslektionen für die SchülerInnen werden nun im Staatsfernsehen ausgestrahlt. Fernsehen allgemein ist hoch im Trend und von den Nachbarn links und rechts hören wir oft anhand der Geräuschkulisse, dass dieser im Betrieb ist.

Vom Fenster aus beobachtet unser Sohn mehrmals täglich die Besitzer der Hühner, welche sich um deren Wohlergehen kümmern. Sobald die Sonne scheint, wird draussen fleissig Wäsche aufgehängt und die Fenster geputzt. Und was die Herren auch in der Krise nicht vergessen, ist das tägliche Polieren ihres Autos.

So nutzten auch wir die Gelegenheit, unsere Wohnung auf Hochglanz zu bringen. Anschliessend stellte sich die Frage, welches Auto wir auf Vordermann bringen sollten? Wir besitzen nämlich gar keines. Gestern hatte unser Nachbar eine Idee. Er holte ein völlig verschmutztes Kinderauto aus seinem Schopf, das dort jahrelang herumgestanden ist. Die Reinigung dessen wurde zum hingebungsvollen Tagesprojekt von Vater und Sohn.

Heute jedoch regnet es in Strömen und unser Innenhof verwandelt sich allmählich in einen kleinen Teich. Corona-Virus hin oder her da bleibt man am besten so oder so zu Hause oder wie man auf Aserbaidschanisch sagt „evdə gal“ (z. Dt. efdä gal).