Mit eng angewinkelten Beinen sitze ich auf dem Sitz in der Marschrutka und beobachte, wie die restlichen Passagiere einsteigen und sich ihren Platz suchen. Ich stelle mich darauf ein, dass es noch eine Weile dauern kann, bis wir losfahren. Unterdessen ist der Bus gut gefüllt, zwei Plätze auf der Rückbank sind noch zu haben. Eine Frau mit schwer beladenen Einkaufstaschen vom Bazar wirft einen Blick zur Tür hinein und überlegt, ob sie noch mitfahren möchte. Der Chauffeur ermutigt sie einzusteigen, denn Platz hat es noch. Ihr Gepäck soll sie direkt neben der Tür hinstellen. Wird sie sich auf die Rückbank neben die einzigen drei männlichen Passagieren quetschen oder doch lieber im Gang vorne stehen bleiben? Wie ich innerlich vermutet habe, entscheidet sie sich für den Stehplatz, denn die ungeschriebene Regel ist, dass die hinterste Reihe den Männern vorbehalten ist.

Neben dieser Regel gibt es noch andere Benimmregeln, welche du wissen solltest, bevor du im Süden Aserbaidschans in den öffentlichen Verkehr steigst.
- Die Marschrutka fährt erst los, wenn ziemlich alle Plätze gefüllt sind, denn der Chauffeur verdient sein Geld mit jedem einzelnen Passagier.
- Fahrplan? Den gibt es hier nicht. Wer geduldig am Strassenrand wartet, wird meistens irgendwann belohnt.
- Frauen sitzen im vorderen und die Männer im hinteren Teil des Busses.
- Schwangere Frauen, Reisende mit kleinen Kindern und älteren Leuten wird sofort ein Sitzplatz angeboten.
- Männer bieten ihren Sitz Frauen an, mit Ausnahme der hintersten Reihe in der nur Männer sitzen.
- Jeder Passagier bezahlt das Geld für die Fahrt beim Aussteigen direkt an den Chauffeur.
- Auf jeder Busstrecke sind nur wenige Haltestellen gekennzeichnet. Allerdings kann der Bus jederzeit mit einer einfachen Handbewegung herbeigewunken werden. Zum Aussteigen wird dem Chauffeur im Bus zugerufen, wo er anhalten soll.
- Vielfach wird die Marschrutka auch Gazelle genannt. Warum wohl? Schreibe deine Idee als Kommentar hin. Auflösung folgt später.

So, mit diesen Tipps wünsche ich dir eine gute Fahrt. Oder «Yaxşı yol» (z. Dt. yachsche yol), wie man hier sagt.
